Leserbriefe
von Torsten Schnabel
Hi Dominik, mein Bruder und ich haben vor etwa 5 Stunden telefoniert und irgendwie ist das Thema YPS ins Gespräch gekommen. Wir haben kurz überlegt, welche "YPSes" wir hatten. Mein (und unser) erstes YPS bekam ich im Alter von 7 oder 8 Jahren in einem Österreich-Sommerurlaub. Wir wohnten damals in einer Mehrfamilienpension, in deren Nähe ein Kiosk war... Dort ist mir irgendwie das YPS Comic aufgefallen und aus Gründen, an die ich mich heute nicht mehr im Detail erinnere, wollte ich das Heft. Ich erinnere mich jedoch, dass ich damals nicht genau verstanden habe, was mit dem "komischen" Heft los war: was ist die Idee hinter dem "Gimmick", und warum ist das Heft in Plastikfolie eingeschweisst...? |
All diese Fragen haben wohl unter Anderem dazu geführt, dass ich mich sehr für dieses eine Heft interessiert habe - kurz und gut - meine Eltern haben damals eingewilligt und mir das Heft gekauft. Ich hatte ein wenig Probleme sofort das Gimmick richtig zu verstehen und zusammenzubauen. Es stellte sich heraus, dass ich das Heft #81 erhalten hatte, welches die YPS-Schallplatte und das Karton-Grammophon enthielt. Desweiteren war ein Bastelbogen enthalten mit dem die "YPS-Band" zusammengebaut, und nach dem Schnur-Hampelmann-Prinzip zum Leben erweckt werden konnte. Ich habe dann erst einmal ein paar Tage benötigt, bevor ich mir im Klaren war, was ich da eigentlich hatte! Ausgezeichnetes Gimmick! |
Dank Deiner Web-Site habe ich die Nummer des Gimmicks wieder herausfinden
können... Weitere Gimmicks, die wir uns im Laufe späterer Jahre besorgt
hatten:
32 (Die Armbrust des Wilhelm Tell) 35 (Das kleinste Basketball-Spiel der Welt) 36 (Die Kompressions-Rakete) 81 <----- mein (unser) erstes YPS! 93 (Die Hornissen-Schleuder) 94 (Die wasserdichte Thermometer-Uhr) 148 (Die Schnellfeuer-Schleuder) 162 (Der Elektro-Motor mit echter, wertvoller Batterie) 163 (Das Traum-Auto zum Selbermachen) |
Die Liste ist nicht vollständig - ich hatte mitte der 80er ein YPS Spezial (oder Extra - weiss ich nicht mehr), mit einer Rakete, die von einer Startrampe (beiliegender Bastelbogen) mittels Wasser und einer gasentwickelnden Tablette "abgefeuert" werden konnte. Leider habe ich diese Ausgabe nicht auf Deiner Site gefunden. Ausserdem gab es noch eine Ausgabe (keine Sonderausgabe) mit einem Marionetten-Roboter - sowohl mein Bruder als auch ich haben uns je eine Ausgabe gekauft - leider kann ich mich nicht mehr an die Gimmicknummer erinnern... Auch diese Ausgabe konnte ich nicht in Deiner Liste finden. |
Ich habe etwa 2-3 Stunden auf Deiner Site verbracht und bin alle klickbaren
Gimmick-Links durchgegangen - Ausgezeichnet!!!! Ich erinere mich, dass wir feststellten, dass unsere frühren YPS' anders aussahen als die neueren - die Zeichnungen waren verändert und irgendwie hat uns der neue "Stil" nicht mehr so gut gefallen. Von Deiner Site habe ich dann erfahren, dass Yinni und Yan in den letzten Ausgaben bis zur Unkenntlichkeit "verstümmlet" wuden - Schade! |
Besten Dank für die YPS Site! Gruesse, Torsten |
Die Meister der Illusion
Ein Nachruf zur Einstellung des YPS-Heftes im Herbst 2000von Aurelius Wilske
An einem regnerischen Herbsttag im Jahre 1977 ging ich, ein sechsjähriger Erstkläßler, nach der Schule zum nahegelegenen Kiosk, um mir ein YPS-Heft zu kaufen. Am Tag zuvor habe ich im Fernsehen die Werbung für dieses Heft gesehen. Es gab, wie ich kürzlich feststellte, mehrere solcher Werbetermine zu jener Zeit. Ich wußte jedoch damals nicht, wie der Titel dieser Zeitschrift auszusprechen war. So sagte ich dann zum Kioskbesitzer "ein Ypsilon bitte", was dieser jedoch nicht verstand. Doch dann begriff er schließlich, was ich meinte, denn ich sah das Heft in der Auslage seines Fensters und zeigte darauf, so gut ich es eben mit meiner damaligen körperlichen Größe konnte. Im Besitz des Heftes meiner Begierde, eilte ich nach Hause. Ich konnte es gar nicht erwarten, das Gimmick auzuprobieren: es waren die wachsenden Mondsteine (Nr.88), so etwas vergißt man offensichtlich nicht. Ein überaus besonderes Heft, wie mir Dominik später schrieb, da es ja das erste ohne kartonierten Umschlag und in der neuen Zeichenart des Känguruh YPS erschien. Ich gehörte also bereits zu einer neuen Generation von YPS-Lesern, ohne es zu wissen. Wieviele noch kommen würden, hat sich damals niemand vorstellen können. |
So feierte ich einige Wochen später mit YPS das erste große Jubiläum, die Nr. 100 mit der Vogel-Marionette, die ich bis heute in guter Erinnerung habe. Etwas traurig stimmt mich heute, 23 Jahre später, das ich meine Begeisterung von damals bis heute mit niemandem wirklich habe teilen können; die Schulkameraden fanden das Heft "lächerlich" und es wurde als viel zu teurer "Babykram" abgetan. Bis ich das Heft nicht mehr gelesen habe, war ich etwa 15 Jahre alt, ich habe das Heft nahezu lückenlos bis zur Ausgabe 350 gesammelt. Insgesamt waren es schöne, aber auch manchmal frustrierende, die ich mit den Gimmicks erlebte. So hatte der Papp-Tubus des "Sternenteleskops" Nr. 175 die Eigenschaft, sich nach einer gewissen Zeit der Schwerkraft folgend zu verbiegen, wodurch man den Durchblick zu den Sternen endgültig verlor. Überhaupt wirkt die Beschaffenheit der Gimmicks im nachhinein betrachtet eher dürftig: Agentenkoffer aus Pappe, Überlebenszelte aus Müllbeuteln, Backpulver als Treibstoff für Raketen und Froschmänner - aber was wollte man für 2,50 DM (mit Heft!) mehr erwarten? |
Die Illusion war dennoch perfekt. Ein Fotoapparat bspw. war zu jener Zeit noch ein Produkt der Erwachsenenenwelt, welches sich selten oder gar nicht in Kinderhänden wiederfand. Doch wir konnten uns einen selbst bauen, aus Pappe und Plastik zwar, aber war es nicht gerade das, was die Besonderheit war? Aus scheinbar wertlosen Materialien wurde etwas Teures geschaffen, das nahezu ebenso funktionsfähig war wie das übliche Produkt. So hieß es denn auch nicht umsonst in der Bezeichnung der Gimmicks: "Die Yps-Kamera für echte Fotos" (Nr.91) oder "Die echte Antike Uhr" (Nr.68). So echt war dann doch alles nicht und auch wenn es mal nicht funktioniert hat, war es schnell vergessen, denn das nächste Gimmick versprach ungleich aufregender zu werden. Den Höhepunkt erreichte die Popularität des YPS-Heftes Anfang der 80er Jahre, als die YPS-Extra-Hefte auf den Markt kamen. Als Aufmacher wählte man damals das YPS-Radio, welches selbst in meinem schulischen Umfeld einschlug wie eine Bombe. Auch hier wieder lediglich etwas Styropor, Pappe, eine Magnetspule, eine Diode und ein Ohrhörer - mehr war da nicht zu machen für 7,50 DM. Unvergessen auch das Magnet-Schwungrad (YPS Extra Nr.5), welches zwar seinen Dienst tat, das aber genau wie die Mars-Planierraupe nie fuhr, da der Bodenwiderstand zu groß war. Das Treibhaus mit den viereckigen Tomaten, dem Spaghetti-Kürbis, der Mimose u.a. merkwürdigen Pflanzen gehört zu meinen engsten Favoriten; ohnehin waren die Pflanzengimmicks meiner Meinung nach die besten, hier gediehen neben Ostereierbäumen auch Tannen (Nr.57) und Erdnüsse (Nr.75), um nur einige zu nennen. |
Ein besonderes Exoticum stellten die Tiergimmicks dar; hier seien die Urzeitkrebse erwähnt, welche zum ersten Mal in den Ausgaben Nr.25/26 das Licht der Kinderzimmerwelt erblickten. Die "lebenden Wunder-Bohnen" (Nr.50) erschienen nur dreimal; es handelte sich hierbei um Schmetterlingslarven in Bohnenhülsen aus Mexiko - eine für manche Eltern sicherlich ekelerregende Feststellung. |
Heute, 25 Jahre später, steht die Einstellung des YPS-Heftes in wenigen Wochen bevor. Spätestens seit der Übernahme durch den EHAPA-Verlag stand dieses unrühmliche Ende des Heftes fest. Die Gimmicks in den letzten Heften bestanden durchweg aus Jux-und Spaßgimmicks, von wenigen Ausnahmen abgesehen. So lehrreich und abwechslungsreich das Heft damals war, so verdumment und einseitig ist das Heft in den letzten Jahren geworden. Neben GameBoy und PlayStation verblasste die Wirkung auf die durch die Unterhaltungselektronik manipulierten Kinder stetig, die Gimmicks waren meist schon zusammengebaut und bedurften keiner intensiven Auseinandersetzung mehr. Papa brauchte nicht mehr zu helfen, wenn es mit dem Zusammenbau nicht klappt, obwohl er es sicherlich könnte, da er ja ein erfahrener YPS-Leser gewesen sein könnte. Es bleibt nur die wage Hoffnung, daß eines Tages die YPS-Idee wieder aufersteht mit einer neuen Generation vielseitig interessierter Kinder wie wir es damals waren... |
Aurelius Wilske, Kontakt erwünscht unter: klawitterbus@web.de |
Text: © 2000 YpsFanpage.de by Dominik Scherer, bzw. dem jeweiligen Autor
Bilder: © 2000 Gruner + Jahr AG & Co
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